Es war Zufall, dass ich an einem Samstagnachmittag ein Interview mit einer Archäologin hörte. Eigentlich ging es um die syrische Oasenstadt Palmyra, die von der IS schwer zerstört wurde. Wiederaufbau oder nicht, war das Thema. Ganz beiläufig aber fiel ein Gedanke, der mir seitdem nicht mehr aus dem Gedächtnis geht: In Berlin organisieren länger hier lebende Migranten Museumsführungen für Flüchtlinge in ihrer Muttersprache. Jeder kann sich dafür anmelden und sagen, was ihn oder sie interessiert.

An der Spitze stehen nicht etwa das Pergamonmuseum oder vielleicht auch Naturkunde oder Verkehr und Technik. An der Spitze des Interesses – weit abgeschlagen vor allem anderen – steht das Deutsche Historische Museum. Nicht etwa, weil sich die Flüchtlinge pflichtschuldigst mit der Geschichte ihres Gastlandes befassen wollen. Sie interessiert vor allem ein einziger Bereich: Der Wiederaufbau nach 1945.

Und mit jeder neuen Gruppe käme erneut Fassungslosigkeit: So hat Deutschland mal ausgesehen? So kaputt? Und dann kommen die Fragen: Wie konnte es gelingen, all das Zerstörte so schnell zu beseitigen? Und jedes Mal neu entstehe aus dem Nachdenken Mut und Hoffnung für das eigene Land.
Ein besseres Beispiel, wie wichtig es ist, Erlebnisse und Erinnerungen festzuhalten, kann es kaum geben …